Es gibt zwei grundsätzliche Haltungen zur Führung: Die einen sehen sich in der Verantwortung, Menschen zu fördern, zu entwickeln und stolz zu machen. Die anderen verstehen Führung als Kontrolle – Menschen als Funktionsträger, die zu steuern, zu verwalten und zu optimieren sind. Erfolge gehören der Führung, Fehler trägt das Team. Ein vertrautes Muster.
Ja, sie ticken anders – die Millennials und die Gen Z.
Sie machen pünktlich Feierabend. Sie sehen gut aus, sind überfreundlich und arbeiten oft strikt nach Vorschrift.
Dann kommt er, der typische Gedanke:
„Wir haben damals ganz anders gearbeitet. Wir haben nicht an Feierabend gedacht, schon gar nicht an den dritten Urlaub im Jahr. Was ist bloß los mit den jungen Leuten?“
Weil das nicht das Problem der jungen Generation ist – sondern unseres.
Unser System ist zu wenig kreativ, zu wenig anpassungsfähig. Wir blicken ständig zurück, um unsere Normen und Standards zu rechtfertigen: „Früher war das so – und es hat funktioniert. Also muss es richtig gewesen sein.“
Vielleicht ist nicht Gen Z das Problem – sondern unser Faxgerät-Denken.
Daraus entsteht eine Erwartung:
Junge Menschen haben wenig Erfahrung (was stimmt), also hätten sie auch keine Vorstellung (was komplett falsch ist).
Sie müssten daher bedingungslos loyal sein (ernsthaft?) und mit Fleiß und Tugend täglich bis zur Erschöpfung alles geben – so wie „wir damals“ (was übrigens auch nie durchgehend so war).
Diese Denke – geboren aus dem Gefühl: „Wir waren besser…“ – prägt die Kultur ganzer Organisationen. Psycholog:innen nennen das Declinism – befeuert von rosy retrospection: Wir idealisieren Vergangenes und unterschätzen das Potenzial der Gegenwart.
Doch die Zeiten, die Bedingungen, die Komplexität – all das hat sich längst gedreht.
Wer heute noch Loyalität mit Durchhalten verwechselt, hat Führung nie verstanden.
Woher nehmen wir Dinos eigentlich die Gewissheit, dass ausgerechnet unsere alte Moral, unser Fleiß und unser Verhalten das Maß aller Dinge bleibt?
Diese Vorstellung blockiert so viele Möglichkeiten.
Weil unser Denken nicht offen genug ist. Punkt.
Eigentlich hat das Ganze nichts mit den jungen Leuten zu tun.
Wir projizieren unsere eigene Unbeweglichkeit, unsere Fantasielosigkeit, unsere Mutlosigkeit – auf diejenigen, die noch am Anfang stehen.
Und es ist typisch:
Wo solche Sprüche fallen – „Junge Menschen taugen nichts“ – herrscht oft Stillstand.
Es wird gejammert, geschimpft.
Abteilungen blockieren sich gegenseitig, Hierarchien stehen sich im Weg.
Aus Frustration entsteht Kontrolle, aus Ratlosigkeit Druck.
Freiheit ist kein Zeichen von Faulheit – sondern von Fortschritt.
Ein Bild zu diesem Gedanken zeigt zwei Welten:
Unten kämpfen sich Menschen durch Sturm, Struktur und Systemdruck.
Oben fliegen andere mit dem Helikopter durch Sonne und Übersicht –
scheinbar bequem, vielleicht sogar bewundert, oft aber belächelt.
Was aussieht wie eine Abkürzung, könnte auch einfach ein neues Denken sein.
Nicht faul – sondern frei. Nicht bequem – sondern mutig.
Am Ende bleibt nur eine Frage:
Sind es wirklich die Jungen, die das System herausfordern –
oder ist es unser System, das neuen Wegen im Weg steht?